31.08.2017

Die Sache mit der Entspannung

„Entspann dich, jetzt!“, nimmt humorvoll das auf die Schippe, was andere oder wir selbst uns gern auf Kommando abverlangen.
Es ist in der Natur der Sache, Entspannung lässt sich nicht machen. Es lässt sich auch nicht auf Vorrat anlegen und bei Bedarf abrufen. Selbst wenn wir z.B. in einen Urlaub reisen, ist dies kein Garant, in einer inneren Entspannung anzukommen.

Welch hohes Ziel glauben wir mit dem Kommando „Entspannung“ verwirklichen zu können, und was steht in unserer Macht bewirken zu können?

Wir können Entspannung zwar nicht machen, sie sehr wohl jedoch einladen, in uns zu ziehen. Wir können entscheiden, uns von unserm Ärger nicht kontrollieren zu lassen und von all dem, was uns gerade anstrengt zumindest für einen Moment mal Abstand zu nehmen. Der Schlüssel lautet „Ruhe“ oder ein ganz gezieltes Loslassen, vielleicht mit einem Satz wie „Okay, so ist es jetzt gerade“. Nach öfteren Praktizieren dieser Übung, reicht manchmal schon ein gezieltes langes Ausatmen, um aus den aktuellen Stressoren auszusteigen und uns evtl. sogar zügig wieder mit frischem Blick eine Antwort finden zu lassen. Diese Antwort kann manchmal übrigens auch lauten, noch mehr Abstand für den Moment zu brauchen – da ist es hervorragend mal einen Gang zur Toilette zu vollziehen ;o)


Mini-Meditation zu innerer Ruhe

Nimm an, was gerade ist. Werte nicht, verurteile nicht. Es ist okay, so zu fühlen, wie du fühlst. Es ist okay, Dinge nicht unter Kontrolle zu haben. So ist es jetzt gerade. „Okay.“ Vielleicht nicht schön, doch so ist es im Moment. Während du diesen Satz zum inneren Loslassen denkst, atme gedehnt lang und lasse dabei deine Aufmerksamkeit auf den Luftstrom gleiten. In Gedanken oder vielleicht defakto darf dieser Atmer ruhig hörbar sein „Pfhuhhuhhh“. Ein nur sehr leicht geöffneter Mund, der den Atemstrom bündelt, unterstützt diese Konzentration. Probiere, was dich mehr in ein Gefühl von Kraft und Stabilität bringt. Ist es eine Betonung auf deine Ein- oder Ausatmer?

Es ist nur einer von beiden, dessen Betonung dich stärkt - der andere passiert ganz von selbst. Es ist unterschiedlich für uns Menschen, darum finde deine persönliche Nuance. Beruhigt dich ein lang gedehnter Ausatmer oder ein nie abreißender Einatmer?
Du kannst einen kleinen Test machen. Setze dich im Schneidersitz auf den Boden und dann stehe unmittelbar auf (a) während du ausatmeste, und erneut (b) während du einatmest. Was dir leichter fällt ist deine "Kraftatmenrichtung".

Innerlicher Mini-Abstand

Um innerlich noch etwas weiter in eine kurze Ruhephase zu treten, lasse die Stimmen um dich herum in den Hintergrund gleiten. Erlaube dir, einen kurzen Moment durch offene Augen zu beobachten, wobei du jedoch nicht wirklich beobachtest, sondern eher durchschaust. Durchschauen meint, auf etwas zu schauen, es jedoch nicht scharf zu fokussieren, sondern eher es weich zur Kenntnis zu nehmen dabei jedoch nicht auf Bewegung oder Feinheiten zu achten. Eher mit entspannter Augenmuskulatur in einer Ebene dahinter zu schauen.
Dieser ungerichtete Blick lässt sich auch gut auf (bzw. durch, denn du fokussierst ja nicht direkt) einer Tischplatte oder der Wand hinter einem Gesprächspartner verweilen. Schau einfach irgendwie so in z.B. einer Besprechungsrunde, dass dein Kopf der Menge zugewandt bleibt, dein Blick jedoch auf nichts akut Provozierendes gerichtet ist. Vielleicht hast du sogar die Möglichkeit, kurz deine Augen zu schließen.

Jetzt beobachtest du deinen Atem, wie er in dich strömt und wieder entweicht. Versuche tief und langsam, bewusst zu Atmen. Du kontrollierst den Atem nicht wirklich, er darf auch kurz und schnell sein, doch du erlaubst ihm Weite. Er darf tief in dich einziehen und bis in deinen Unterleib hinein deinen Bauch und den Brustkorb wölben. Zwei Punkte können dich hierbei unterstützen, wo du deinen Einatmer gedacht hin lenkst und vielleicht sogar eine Hand auflegst. Ein Bereich befindet sich unterhalb des Bauchnabels oder der andere, auf Höhe deiner Brustwarzen auf dem Brustbein. Probiere einfach mal, wie es sich – jetzt gerade – gut anfühlt.

Ein Handout zur inneren Ruhe

Noch einmal zusammengefasst, wie du Entspannung in deinen Körper einladen kannst.
  1.  „Okay“, langsam Ein- bzw. Ausatmen, „so ist es gerade“
  2. Klarschauen / Durchschauen
  3. Atem beobachten – wie er immer wieder deinen Körper nährt und du mit jedem Ausatmen gegebenenfalls noch ein wenig mehr loslassen kannst.


Ich hoffe, diese Inspiration ist eine für dich. Ich probiere mich mit diesem Blog noch aus. Ziel ist es, euch Tipps zu mehr Gelassenheit und Selbstbejahung sowie Denkanregungen über uns Menschheit als Gesellschaft versus Individium oder Verhaltensnormen zu bieten.
Wenn dich dies Thema anspricht, freue ich mich über Kommentare, Fragen und eventuelle Anregungen für weitere Artikel.

Herzliche Grüße!

13.04.2017

Seelenpilgern

Es ist alles auf 'n Weg. Ich bin noch nicht angekommen, es ist noch nicht konkret. Ich kann weder Namen nennen oder die Landschaft außen herum skizzieren noch ein gedrucktes Buch in den Händen halten, das mein Ziel vollständig beschreibt. Doch es wächst alles – in mir. In mir ist eine Landkarte, die ich selbst nur für den nächsten Schritt weit kenne. Und irgendwann – „irgendwann Baby, think of all the stories that we could have told.“, summt es in meinem Herzen. (Refrain Reckoning von Asaf Avidan & The Mojos: https://youtu.be/dsAFJIGvbU8)

Es ist der Weg, es kann nicht das Ziel sein. Ich habe Ideen vom Ziel – so was wie Fotos, Erzählungen, vielleicht Postkarten in meiner Vision – doch den Weg dahin kenne ich noch nicht. All die unruhigen Nächte, die hässlich umsäumten Wege sind nur Teile der Reise. Sie sind genauso schnell passiert wie gekommen, in Erinnerung bleiben eher die schönen Erlebnisse.
Doch was stellt man sich vom Erreichen des Ziels vor, wenn man die letzte Etappe noch nicht kennt, weil noch nie jemand da war und davon berichten kann? Wie glaubt man immer weiter an sein urinnerstes Ziel, wenn man sich so weit weg fühlt und keine Ahnung hat, wie weit es noch sein mag. Wie hält man allen Zwischenstopps stand, nicht am wohligen Feuer sesshaft zu werden sondern letztendlich weiter an sein Ziel zu reisen?

Ist es nicht so, dass wir einen inneren Kompass haben, der immer wieder unruhig wird, wenn er weiß, es geht weiter? Ist es nicht auch so, dass wir gerne zwischendurch länger an einem Punkt rasten dürfen, um es uns wohl ergehen zu lassen? Neu auftanken, den mageren Körper wie die hagere Seele nähren dürfen mit Liebe, Freundlichkeit, Lachen und Vertrautheit. All dies dürfen wir annehmen, denn wir alle sind auf unserm ureigenen Weg. Begegnen uns, lieben uns, nähren uns gegenseitig, ziehen weiter, treffen Vertraute wie unbekannte, neue Freunde und Freude wieder.

Und vielleicht ist es eines Tages sogar so, dass wir diesen Weg nie mehr missen möchten, weil wir erkennen, dass all diese schönen wie - sagen wir - lehrreichen Erlebnisse Teil unseres Ziels sind. Das Ziel erst zu dem wunderbaren geformt haben werden, was es sonst nie geworden wäre. Ist letztendlich doch der Weg das Ziel eines jeden?

Eines Tages, Baby, we would have told.

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